digital mal 2
Fotografie und digitale Malerei
Eine Begegnung im Wesentlichen
Werner Volmari - Fotografie
Thilo Schmautz - Malerei
Bilder von Werner Volmari und Thilo Schmautz.
Der eine fotografiert, der andere malt. Ihr Tun hat vordergründig keine Gemeinsamkeiten. Sie kennen sich zwar aus ihrer gemeinsamen Zeit als SWR-Redakteure, ihr künstlerisches Schaffen während dieser Zeit und danach, verlief dennoch völlig getrennt.
Zum ersten Mal stellen beide einen Teil ihrer Werke gemeinsam vor. Sie stellen sie nebeneinander. Fotografien und Gemaltes. Alle Bildpaare sind unabhängig voneinander entstanden, oft liegen Jahre dazwischen. Nichts ist aufeinander abgestimmt.
Und dennoch eröffnet der Blick etwas Tieferliegendes. In den Bildpaaren zeigt sich etwas grundlegend Gemeinsames. Beim Betrachten erschließen sich Verbindungen, Strukturen, Grundgedanken, Absichten. Dieses Erkennen des tieferliegenden Gestaltungsprinzips drängt sich bei manchen Gegenüberstellungen auf, bei manchen Bildern bleibt es vage und nicht genau benennbar.
Es geht in dieser Ausstellung nicht um Ähnlichkeiten zwischen den Bildern, nicht um Original und (schlechter) Kopie, nicht um Bild und Abbild. Es geht schon gar nicht um das Bessere, Schönere, Treffendere, nicht um den Kampf der größeren Aufmerksamkeit und Bewunderung.
Es geht um subtile Gemeinsamkeiten.
Die Begegnungen von Foto und Bild regen an, Deutungen über das Wesen der Bilder zu versuchen, den tieferen Kern, die Grundgedanken jenseits von Technik, Material, Form und Farbe.
(Veronika Maria Rimpf, 2024)
"Alles eitel", 2015
Ein warmer Spätsommertag in Kronach, die roten Blütenblätter im blau getünchten Brunnen wissen nichts von der Vergänglichkeit.
"Dank Rosa", 2023
Der Dank gilt Rosa Galindo, einer spanischen Performance- und Videokünstlerin. Sie hat zu diesem Bild inspiriert.
"Deutet die Zeichen", 2023
Das Foto zeigt die Grabplatte (Friedhof Ohlsdorf, Hamburg) des Felix Graf von Luckner, eines bekannten Marineoffiziers aus dem 1. Weltkrieg. Mich hat hier mehr die grafische Anordnung der Blätter auf der dunklen Platte fasziniert, deren Aufschrift kaum mehr lesbar war.
"Die eine Seite der Geschichte", 2023
Das Bild hat eigentlich zwei Seiten. Auf der hinteren Acrylglasplatte befindet sich der grau-braune Hintergrund mit seinen Schattierungen. Auf der vorderen Platte sind die Farbverzwirbelungen aufgetragen. Die Dynamik entsteht durch die Tiefe der aufeinanderliegenden Acrylglasplatten. Im Digitalen geht dieser Effekt weitgehend verloren. Man sieht das Ganze nur als die eine Seite der Geschichte.
"Hoher Himmel", 2015
Der Niederrhein, zwischen Rheinhausen und Moers. Wir sind als Kinder dort oft mit dem Rad gefahren. Der Titel stammt vom Künstler Siegwart Sprotte, der einige seiner Sylt-Bilder so betitelt hatte.
"Busch", 2022
Ein Busch auf einem Feld. Darüber eine geradezu übernatürliche Leere. "Hoher Himmel", so betitelte sieben Jahre früher der Fotograf W.V. eines seiner Bilder.
"Nah am Ball", 2013
Ein Basketball, auf dem Foto kaum zu erkennen, die Oberfläche und die Rillen treten zeichenhaft hervor.
"BB-4", 2021
Das vierte Bild aus der Minimalistik-Serie "Black and Blue". So einfach wie der Bildtitel ist manchmal das Bild selbst. Zwei Linien, nichts weiter.
"Der rote Faden", 2013
Im Oman fotografierter Webstuhl, der in einem Heimatmuseum von einer Frau bedient wurde.
"Gludernde Lot", 2022
Der Titel will freiwillige Aufmerksamkeit erheischen unter Bezugnahme auf Edmund Stoibers eher unfreiwillige Versprecherkomik:
„Dann bedarf es nur noch eines kleinen Sprühens sozusagen, in die gludernde Lot, in die gludernde Flut, dass wir das schaffen können. Und deswegen in die lodernde Flut, wenn ich das sagen darf!“
"Well, Blech!", 2018
Die Blechtüre fand sich in der Extremadura (Spanien), die verschlissene Farbigkeit habe ich zugunsten einer monochromen Ausführung aufgegeben.
"Tauerntrauma", 2023
...ausgelöst in einem damals 13jährigen Jungen durch stundenlange Wanderungen mit der gesamten Verwandtschaft in der als trist und langweilig empfundenen neblig-nasskalten Bergwelt Obertauerns.
"Sturmküste", 2020
Der Zugang zum Leuchtturm Westerhever war im stürmischen Februar bis auf einen schmalen Zugang überflutet.
"Der Weg", 2021
...ist kaum zu erahnen. Wohin er die Menschen führt bleibt offen. Grundlage für die kleine digitale Kohlezeichnung war übrigens ein Foto, ganz ähnlich dem der "Sturmküste".
"23-5-12-6", 2023
Paddelboote auf der Oker in Braunschweig.
"Der eine und die anderen", 2023
Wer ist der eine und wer sind die anderen? Im Minimalismus sind auch manche Fragen von sehr einfacher Natur und trotzden kaum eindeutig zu beantworten.
"LandSand-SteinSchaft", 2023
Was wie die Kohlezeichnung einer bewölkten Landschaft wirkt, ist ein Sandstein der Stadtkirche in Aalen.
"Hoffnung", 2022
Chat GPT generierte als Bildtitel seinerzeit "Hoffnung in der Düsternis". Der Künstler fand den Titel bescheuert, wollte allerdings auf die Hoffnung doch nicht ganz verzichten.
"Lösung gesucht", 2013
Die Wollknäuel sind Überrest eines Haushalts, an dessen Auflösung wir mitgewirkt hatten. Bunt, verworren und irgendwie zufällig – die Bilanz eines Lebens.
"Ende der Besinnlichkeit", 2023
Schluss mit verklärendem Kerzenschein und aufgesetzt-friedvoller Harmonie! Es darf wieder chaotischer und kraftvoller zugehen.
Sie sagen, das Bild dürfte so kurz nach Weihnachten entstanden sein. Richtig!
Werner Volmari und Thilo Schmautz freuen sich über Ihr feedback!
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